Eines vorweg: diese Überschrift ist ironisch gemeint. Väter haben nämlich keine Zeit zu lesen. Genauso wenig wie Mütter. Vielleicht kommt das irgendwann wieder aber in den meisten Fällen dauert es bis der Hund tot ist und die Kinder aus dem Haus sind. Dann kommt Mann wieder zum Lesen. Nichtsdestotrotz schadet es nicht komplett den intellektuellen Anschluss zu verlieren und sich guten Lesestoff zu Gemüte zu führen. Für diese wenigen, ruhigen Minuten und Stunden im Leben eines Vaters hier sechs Buchtipps.
6 Buchempfehlungen, für Väter, die Zeit zum Lesen haben
Poor Charlie’s Almanach: The Wit and Wisdom of Charles T. Munger
Charly Munger ist die stille Nummer 2 in Warren Buffet’s Firmengruppe Berkshire Hathayway, die zeitweise das wertvollste Unternehmen der Welt war. Charly Munger ist auch ein sehr zurückgezogener, fast lieblicher und unglaublich gescheiter älterer Herr. Dieser Almanach ist sehr schwer zu bekommen und sehr teuer. Er ist groß, schwer und kein Buch, das man von vorne bis hinten liest. Das ist ein Buch voll Zeichnungen und Weisheiten, die von der Wiege bis zur Bahre von unglaublicher Relevanz sind. Absoluter Geheimtipp!
Yuval Noah Harari – Eine kurze Geschichte der Menschheit
Dieses Buch wollte ich schon längst lesen und bin nun endlich dazu gekommen. Der Autor, ein Geschichtsprofessor aus Jerusalem, hat dieses buch im Jahr 2014 veröffentlicht und es hat sich seither zu einem globalen Bestseller entwickelt. Zu Recht. Minutiös, lebendig und wissenschaftlich beschreibt er die Entwicklung der Menschheit. Warum es Menschen und nicht Bonobos geschafft haben an die oberste Stelle der Nahrungskette zu treten und was wir heute über Höhlenzeichnungen von vor über 150.000 Jahren lernen können. Imposant und lehrreich ein allen Belangen.
Hugo Portisch – Was jetzt
Dieses sehr kleine Buch beschreibt die Entwicklung Europas. Woher das Konzept eines einheitlichen Europas überhaupt kam und warum dieses Konzept noch immer wichtig ist. Steht alles da drin. Gerade für junge Menschen, die diese Ursprünge nicht mitbekommen haben, eine kleine, feine Bettlektüre.
Ferdinand von Schirach – Terror
Von Schirach is back big time! Der kettenrauchende Strafverteidiger aus Berlin beschreibt in Terror (eigentlich ein Theaterstück) in einer eigentlich plakativen Story die Schwierigkeit von Moral und spielt den Ball an den Leser bzw. die Leserin: „Ein Lufthansa-Airbus von Berlin nach München ist in die Gewalt von Terroristen geraten. An Bord sind 164 Menschen. Das Flugzeug nimmt Kurs auf die Allianz Arena, wo Deutschland gegen England Fußball spielt. Das Stadion ist mit 70.000 Zuschauern voll.
Die Regierung verhandelt mit den Terroristen, die Zeit läuft und läuft – im Eurofighter wartet Major Koch nicht mehr länger auf ein Wunder, sondern entscheidet im Alleingang und schießt die Lufthansa-Maschine ab. 164-facher Mord?“
Und Bücher von Anwälten die Ihre berufliche Tätigkeit auf deren Homepage mit diesen Worten beschrieben sollte man ohnehin lesen: „Rechtsanwalt Max Alsberg schrieb 1930, die Aufgabe des Strafverteidigers sei es, “den hochgemuten, voreiligen Griff nach der Wahrheit zu hemmen”. Sein Satz war damals richtig und er ist es heute noch.“
Ayn Rand – Der Streik
Die Bibel der radikalen Silicon-Valley-Libertärer und ein umfassendes, zeitloses Werk, das der Frage nachgeht, was passiert wenn „die oberen 10.000“ entscheiden ihre Arbeit niederzulegen. Schwerer Stoff, weil sehr dick und langatmig, aber das Buch gehört in jede gut sortierte Bibliothek. Die wichtigste Frage im Buch: Who is John Galt?
Katja Eichinger – BE
BE steht eigentlich für „Bernd Eichinger“, den manischen Filmemacher aus Deutschland, der es in den 80er Jahren auf wundersame und brachiale Weise schaffte Filme in Europa zu produzieren, die eigentlich in Europa gar nicht produziert werden konnten. Er konnte es aber. Der Mann, der wider aller Ratschläge und Umstände Die unendliche Geschichte verfilmte und damit Generationen von Kindern eine neue Welt schenkte, schnupfte Unmengen an Kokain, trank Unmengen an Alkohol und starb beim Spagetti bei seinem Lieblingsitaliener in Los Angeles. Seine Frau, die Journalistin Katja Eichinger, die große Liebe, schrieb dieses Buch. „BE“ steht nicht nur für die Initialen von Bernd Eichinger, sondern auch für „SEIN“.
Ulrich Wenzel – Die Ordnung der Welt
Dieses Buch ist eine Herausforderung und manchmal viellicht sogar ein wenig eine Qual, aber danach sind viele Dinge klarer. Wie die Welt funktioniert, im volkswirtschaftllich-politischen Sinn. In kleinen Etappen aber ein bestens bewährtes Antidot zu aberwitzigen Kinderbüchern.
Viel Spaß!