Wellnesshotels gibt es viele und auch die klassischen Familienhotels erfreuen sich reger Beliebtheit. Wer allerdings beides stilvoll verbinden möchte, muss oft sehr lange suchen und gerade in Österreich gibt es nicht all zu viele Hotels die Beides kombinieren. Wir haben uns mit Karin Leeb, einer Mompreneuer und Hoteldirektorin (das Hotel wird von Ihr und Ihrem Mann Martin Klein geleitet) des mehrfach ausgezeichneten Hotels Hochschober auf der Turracher Höhe, über ihr Haus, ihren Spagat zwischen Mutterrolle und Hoteldirektorin und wie anspruchsvolle Paare mit Kinderunterhaltung zu kombinieren sind, unterhalten.
Mit diesem Interview wollen wir Euch außerdem einen kleinen Vorgeschmack auf unseren Vor-Ort-Bericht dieses mit drei Lilien beim Relax Guide dekorierten und als Mitglied der „Best Alpine Wellness Hotels“ ausgezeichneten 4-Sterne Superior Haus im ersten Quartal 2016 bieten.
„Etwas Einzigartiges bieten“
Frau Leeb, Ihr Hotel ist schon sehr lange in Familienbesitz. Wie konnten Sie die persönliche Note und die hohe Qualität über so lange Zeit aufrecht erhalten?
Die Gründer haben sich vor 86 Jahren über diese exponierte Lage – das Hotel liegt auf einem 1800m hohen Hochplateau – hinübergetraut und sich von Anfang an immer etwas Besonderes einfallen lassen. Nach und nach wurden Innovationen geschaffen wie beispielsweise ein Wellnessbereich. Die außergewöhnliche Lage hat uns erfinderisch gemacht. Das zieht sich auch bis heute durch.
Es ist etwas Besonderes, wenn man zu Ihnen kommt und nicht einfach austauschbar mit anderen Wellnesshotels.
Wir haben natürlich Vieles was alle haben, was man heute auch haben muss. Aber darüber hinaus, auch Besonderheiten wie ein beheiztes Bad im See, einen chinesischen Turm oder einen Hamam, wo man das orientalische Reinigungsritual erleben kann. Schon in den Vorgängergenerationen gab es immer den Anspruch sich nicht auszuruhen und ständig weiterzuentwickeln. Besonders wichtig ist auch das Qualitätsdenken von allen Mitarbeitern – das Thema muss jeden Tag gelebt werden.
Es muss das Bewusstsein herrschen: Lob ist schön, aber heute ist ein neuer Tag und heute haben wir wieder 200 Gäste im Haus, die wir begeistern müssen.
Als Magazin für moderne Eltern und deren Kinder, würde uns natürlich besonders Angebote für Familien und Kinder interessieren.
Auch das ist eine lange Geschichte. Meine Eltern haben schon in den 1970er Jahren ein Spielhaus ins Freie gestellt. Die haben hier sehr engagierte und ambitionierte Kinderbetreuung angeboten.
Damals schon?
Ja meine Eltern hatten damals selbst kleine Kinder und konnten selbst alles mit den Augen von Eltern sehen und sich in die Lage hineinversetzen. Das hat auch uns sehr geholfen als wir 2002 übernommen haben und dann 2003 und 2005 unsere Kinder auf die Welt kamen. Wir haben erlebt wie wichtig das richtige Equipment auf Reisen ist. Auch eine ambitionierte Kinderbetreuung, die die Kinder willkommen heißt und sinnvoll beschäftigt, ist unerlässlich – das wurde ein wichtiger Angebotsschwerpunkt in unserem Haus. Wir haben auch ein eigenes Kinderhaus mit einem Außenbereich, ein liebevoll gestaltetes Baumhaus, eine Kletterwand und einen Streichelzoo. Im Winter werden die Kinder auch mit dem Bus abgeholt und in die Schischule gefahren.
Das Miteinander fördern
Wie schaffen Sie den Spagat für die Zufriedenheit aller Gäste zu sorgen? Es kommen neben Familien ja auch kinderlose Paare, Singles oder Paare, die ihre Zeit ohne Kinder genießen wollen.
Das separate Kinderhaus ist hier ein Vorteil. Im Wellnessbereich gibt es natürlich auch Ruhezonen, wo wir darum bitten, dass Eltern mit Kindern draußen bleiben. Uns ist aber wichtig, dass wir nicht nur die Separation leben, sondern das Miteinander fördern. Wir haben z.B. kein Restaurant wo Eltern und Kinder getrennt sitzen – das finden wir nicht gut.
Ein natürlicher Umgang also.
Genau. Wir haben Senioren, wir haben Paare, wir haben Singles, wir haben Familien. So wie das Leben in einer bunten Gesellschaft ist – wir wollen hier nichts künstlich trennen. Das ist ein Weg den nicht alle Wellnesshotels gehen, viele entscheiden sich hier anders. Oft wird dann die alte Sauna für Familien mit Kindern zur Verfügung gestellt, denn die Gäste wollen Zeit mit ihren Kindern verbringen, wenn sie gemeinsam hier herkommen.
Genau. Und man will dann aber auch das gleiche Niveau halten. So geht es auch uns oft beim Reisen . Wir wollen eben aus dem Grund extra nicht in Kinderhotels fahren, sondern versuchen eine gute Mischung zu finden.
Die Mischung, das Miteinander und der respektvolle Umgang, das zieht sich bei uns durchs Haus. Das ist auch nicht immer einfach. Es gibt Reibungspunkte und Konfliktsituationen. Aber die gibt es auch zwischen Hundebesitzern und Nicht-Hundebesitzern, zwischen Veganern und Fleischessern, zwischen Rauchern und Nicht-Rauchern.
Gibt es auch Angebote für Schwangere?
Werdende Mütter können sich im Wohlfühlbereich bestens entspannen und zum Beispiel schwimmen. Dann gibt es eine Reihe von Massagen, die allfällige Verspannungen lösen. Sehr angenehm ist zum Beispiel haki®-flow, das in warmem Wasser stattfindet. Angenehm sind natürlich auch Kosmetikbehandlungen. Wir arbeiten durchwegs mit sehr verträglichen, sanften Produkten. Speziell für werdende Mütter bzw. für werdende Eltern gestaltet die Kinder- und Sportärztin Dr. Anna Maria Cavini vom 10. bis 16. Juli ein Babymoon- Programm. In Workshops und praktischen Teilen gibt sie Tipps, wie sich die Eltern vor und nach der Geburt fit und bei guter Laune halten können, auf was man bei Kleinkindern aus ärztlicher/medizinischer Sicht achten sollte und wie die optimale Kinderernährung ausschaut.
Eine Woche Mutter, eine Woche Managerin
Das klingt ja spannend! Kommen wir nun zu Ihnen. Wie managen Sie Ihren Alltag als Unternehmerin und Ihre Kinder?
Wir sind in der privilegierten Lage, dass wir uns die Arbeit sehr frei einteilen können. Das Schöne in einem Hotel ist, dass man die Kinder immer um sich habt und alles sehr flexibel gestaltet werden kann. Seit die Kinder größer sind, mussten wir uns auf Grund der abgelegenen Lage etwas Neues einfallen lassen. Die beiden sind heute 10 und 12 Jahre alt, das nächste Gymnasium ist 1,5 Stunden entfernt. Wir haben jetzt einen Schulstandort im Tal gefunden. Mein Mann und ich teilen uns das so auf, dass jeder eine Woche Manager im Hotel und eine Woche Elternteil für die Kinder ist. Das ist zwar unkonventionell, aber mittlerweile verstehen das auch die Mitarbeiter und Gäste. Es funktioniert sehr gut.
Sie teilen sich das also jetzt mit Ihrem Mann. Das ist ja auch toll, weil er dann komplett in der Verantwortung für die Kinder ist.
Ja genau. Wir wollten der Gefahr entgegenwirken, dass die Kinder komplett fremdbetreut sind. Deshalb haben wir das selbst organisiert und die Kinder spüren auch, dass sie weiterhin die oberste Priorität sind.
Sind die beiden auch gerne im Hotel oder wird das eher als Belastung angesehen?
In der Zeit als wir alle gemeinsam im Hotel waren, galt es schon als Konkurrenz. Heute verbringen die Kinder die Wochenenden und Ferien bewusst hier. Meine Tochter arbeitet gerne mal an der Rezeption mit und mein Sohn liebt den Kontakt zu den vielen anderen Kindern die in den Ferien da sind. Sie schätzen beide das Besondere und die Vorteile am Hotel.
Wie wird das Thema Nachhaltigkeit bei Ihnen im Unternehmen gelebt?
Unter Engagement in diesem Bereich geht übe grün orientiertes Energiemanagement hinaus.
Als großes Unternehmen ist für uns die Frage wichtig, welche soziale und gesellschaftliche Verantwortung wir übernehmen. Wir brauchen die Natur, wir brauchen das Umfeld und wir brauchen die Mitarbeiter, die hier gerne arbeiten.
Um all unsere Aktivitäten in diesem Bereich zu dokumentieren, haben wir 2014 unsere erste Gemeinwohl-Bilanz gelegt, übrigens als erstes Hotel in Österreich. Dabei geht es um die Bewertung der Unternehmenstätigkeit nach neuen Parametern. Sämtliche Berührungsgruppen Lieferanten, Geldgeber, Mitarbeiter, Eigentümer, Kunden und das gesellschaftliche Umfeld werden auf Werte wie Ethik, Solidarität, Ökologie, soziale Gerechtigkeit, Mitbestimmung und Transparenz geprüft. In der Praxis sind es 17 Indikatoren, die von einer externen Peer-Group geprüft werden. Das reicht von der Abfallvermeidung bis zum Bezug und Verbrauch von Energie, von der Arbeitsplatzqualität für die Mitarbeiter bis zur Frage, woher und von wem wir unsere Produkte beziehen. Bewertet wurde auch unser soziales Engagement.
Gibt es Ausflugstipps in der Umgebung, die Sie Ihren Gästen besonders ans Herz legen?
Sehr beliebt ist der Biosphärenpark Nockberge mit seinen Kinderspielplätzen, Wasserspielen und dem Erlebnispark – dort schicken wir unsere Gäste gerne hin. Auch hier auf der Turracher Höhe gibt es einen Abenteuerspielplatz. Der ist einerseits sehr aufwendig inszeniert, aber keineswegs kitschig. Am Berg gibt es noch eine Almhütte, die von uns bewirtschaftet wird. Den Weg zurück ins Tal kann man mit dem Nocky Flitzer, der Alpenachterbahn, zurücklegen – der ist ganzjährig in Betrieb. Im Winter ist natürlich das Familienskigebiet Turracher Höhe Ausflugsziel Nummer 1.
„Bei allen Mahlzeiten gibt es auch eine vegane Alternative“
Abschließend würde mich noch die Verpflegung in Ihrem Haus interessieren. Welche Möglichkeiten gibt es hier?
Bei uns kann man grundsätzlich Vollpension in Anspruch nehmen. Das beinhaltet dann ein reichhaltiges Frühstücksbuffet mit über 250 regionalen Produkten. Ein Mittagsbuffet bis 16 Uhr mit Salaten, Suppen, ein Mittagsgericht und Kuchen. Und abends erhalten unsere Gäste dann ein 5-Gang-Menü.
Besonders zu erwähnen ist auch, dass es bei jeder Mahlzeit vegane Alternativen gibt und wir auch eine eigene Kinderkarte mit den bewährten Klassikern haben. Das heißt aber nicht, dass Kinder hier nur Schnitzel und Pommes essen. Aus der Menükarte wird immer auch ein Kindergericht gekocht. Wer möchte hat die Möglichkeit gemeinsam mit den anderen Kindern und Jugendlichen in der Kindervilla zu essen.
Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und die Einblicke in das Hotel Hochschober und freuen uns schon sehr auf unseren Besuch 2016.
Dieses Interview wurde mit der Unterstützung des Hotel Hochschober ermöglicht.